Giovanni Antonio Canal Canaletto Gemälde Reproduktionen 13 von 13
1697-1768
italienischer Rokoko-Maler
Giovanni Antonio Canal, geboren am 18. Oktober 1697 in Venedig, reifte in einer Republik, die zugleich auf Wasser und auf Schaustellung basierte. Seine Identität war von Anfang an handwerklich geprägt: Als Sohn des Szenographen Bernardo Canal trug er den Spitznamen Canaletto - passend für einen Maler, der die Stadt selbst zu seinem Theater machen sollte. Die Lagune bot eine ständig wechselnde Bühne aus Stein und Spiegelungen - ein Sujet, das scharfe Beobachtung statt leichter Lyrik verlangte - und der junge Künstler verfeinerte diesen Blick ein Leben lang.
Zunächst arbeitete er hinter den Kulissen und lernte, Welten für die Oper zu bauen. Die bemalten Kulissen des andächtigen oder mythischen Rom vermittelten ihm eine strenge Perspektivbeherrschung, doch ein Aufenthalt in der realen Stadt 1719-20 veränderte seine Ambition. Dort traf er auf die Veduten Giovanni Paolo Panninis und erkannte, dass die Straße, nicht die Bühne, das reichste Drama bot. Nach der Rückkehr gab er die Theatermalerei zugunsten der Staffelei auf und übersetzte szenische Illusion in städtische Faktizität, wobei die Architektur ihren performativen Charakter bewahrte.
In den frühen 1720er Jahren erfolgte der entscheidende Wandel. Canaletto beendete seine Bilder nicht mehr im Atelier, sondern arbeitete vor dem Motiv und notierte die flüchtige Brillanz des adriatischen Lichts. Das Vorgehen war für die Zeit gewagt und nährte Gerüchte, er benutze eine Camera obscura. Ob dieses optische Gerät als Gedächtnishilfe oder Kuriosum diente, wichtiger ist seine Zeichnung: Die Geometrie ist diszipliniert, doch die Oberflächen flirren im Wechselspiel von Wasser, Menschenmenge und Atmosphäre. Realität und Traum verweben sich - ein Gleichgewicht, das sein Markenzeichen wurde.
Bald setzte die Förderung ein. Owen Swiny und später der britische Konsul Joseph Smith erkannten, dass Canalettos Venedig den Grand-Touristen zugleich dokumentarische Genauigkeit und ästhetische Verfeinerung bot. Smiths Wohnhaus wurde zum Showroom; britische Sammler bestellten Leinwände, klein genug für die Reise, doch illusionistisch weit. Als die Kriege der 1740er Jahre den Strom der Besucher versiegen ließen, verlegte Canaletto das Atelier statt des Marktes und segelte 1746 nach London.
England verlangte eine Neujustierung des Blicks. Der Maler quartierte sich in Soho ein und betrachtete eine Hauptstadt, die ihrer eigenen Größe noch misstraute. Seine Zeichnungen der damals neuen Westminster Bridge zeigen einen vorsichtigen Ausgleich von topografischer Treue und atmosphärischer Ausgestaltung. Manche Betrachter empfanden die Ergebnisse als mechanisch; es kursierte gar das Gerücht eines Hochstaplers. Canalettos Antwort war öffentlich: Er lud Gentlemen ein, eine frisch gemalte Ansicht des St James’s Park in seinem Atelier zu begutachten und bestätigte so seine Authentizität. Gerade der Vorwurf der Wiederholung unterstreicht jedoch, wie sehr er ein Format destilliert hatte, das nun andere imitierten.
Nach der Rückkehr 1755 wurde er in die Accademia aufgenommen und leitete als Prior der Malergilde eine Stadt, die sich ihres eigenen Nostalgiegehalts bewusst wurde. Späte Werke greifen oft ältere Skizzen auf, sind jedoch keine bloßen Wiederholungen. Feinste Verschiebungen der Proportion, unerwartete Wolkenschatten und gelegentliche Capricci verraten eine reife Fantasie, die das fragile Gleichgewicht zwischen Zeremonie und Verfall weiter hinterfragt. Die Farbschichten werden dünner, das Licht kühler, als erkenne die Malerei, dass das einst konstante Spektakel zu flackern begonnen hatte.
Canaletto starb am 19. April 1768 und wurde in San Lio, seiner Taufkirche, beigesetzt. Sein Einfluss reichte weit über Pfarrei und Jahrhundert hinaus. Schüler wie Bernardo Bellotto und Francesco Guardi passten seine analytische Klarheit ihren eigenen Zielen an, während Sammler von Katharina II. bis Georg III. um seine Leinwände wetteiferten. Der Erwerb der Smith-Sammlung durch die britische Krone 1762 verankerte eine königliche Vorliebe für städtische Porträtkunst, die nationale Sammlungen bis heute prägt. Spätere Bewegungen mochten Spontaneität über Struktur stellen - doch sie erbten von Canaletto die Überzeugung, dass die moderne Stadt ein Sujet für genaue, anhaltende Beobachtung ist, eine Bühne, auf der das Alltägliche durch wachsames Malen stille Dauer erhält.